Welches Mail-Programm benutzt ihr

Auch nur der Vollständigkeit halber: DAVx5 sollte nicht mal nötig sein weil ein fork dieser fantastischen app bereits in die Kontenverwaltung von /e/OS integriert ist.

Bei der Nutzung von Internetdiensten und mit dem Internet verbundenen Geräten muss man immer abwägen, welche und wie viele seiner Daten man Google, Apple und Co. überlässt. Manche Datenabflüsse lassen sich recht einfach durch die Wahl eines geeigneten Anbieters reduzieren, z. B. Kontakte, Kalender und E-Mails, andere nur deutlich schwieriger.

Der Worst Case in Bezug auf den Datenabfluss ist natürlich das Gmail-E-Mail-Postfach und praktischerweise alle Kontakte, Kalender und am besten noch Fotos usw. in der Google-Cloud. Das ganze dann noch genutzt auf Geräten mit Standard-Android und Standard-Applikationen, insbesondere Social-Media-Applikationen (Facebook, WhatsApp, TikTok, Instagram, …).

Etwas besser könnte die iCloud sein, da mir nicht bekannt wäre, dass Apple Anwenderdaten verarbeitet oder monetarisiert. Ich lasse mich diesbezüglich aber gerne eines besseren belehren.
Wie es mit GMX, Web.de etc. aussieht vermag ich nicht einzuschätzen, vermute aber, dass sie ähnlich wie Google alle vom Nutzer bereitgestellten Informationen nutzen, um ihre Werbeaktivitäten zielgenauer auszurichten.

Das andere Extrem wäre, alle Dienste selbst zu hosten bzw. bei auf Datenschutz spezialisierten Anbietern hosten zu lassen und nur speziell gegen Datenabfluss gesicherte OS und Applikationen zu nutzen. Dazu bedarf es jedoch einer Menge technischen Know-Hows und der Bereitschaft viel Zeit und Aufwand in Wartung und Betrieb zu investieren. Außerdem müssen ggf. Komfort- und Funktionseinbußen in Kauf genommen werden, weil viele Apps ohne datenleakende System-Komponenten gar nicht oder nur eingeschränkt funktionieren.

Mit /e/ bzw. Murena hast du dir ein relativ benutzerfreundliches Komplettpaket (OS + Services) ausgesucht, das auch für technisch weniger versierte Anwender geeignet ist, den direkten Datenabfluss an Google, Apple & Co. sukzessive zu reduzieren und ggf. auch (laut der von @AnotherElk verlinkten Dokumentation) vollständig zu vermeiden.

Was du nun auf dieser Basis anstellst, ist komplett dir selbst überlassen. Unter /e/OS kannst du jeden Dienstleister und jede App selbst auswählen und bist nicht an Murena-Cloud oder iCloud gebunden. Da liegt es ganz an dir, welche Dienstleister deinem Bedürfnis nach Datensicherheit und deiner Zahlungsbereitschaft am ehesten entsprechen.

Denn, ganz wichtig dabei: Die Nutzung von Diensten bei gleichzeitigem Schutz per Daten kann nicht umsonst sein, da sich die Dienstleister ja irgendwie finanzieren müssen und kein Geld mit der Verarbeitung der Daten ihrer Nutzer verdienen können.

Mike Kuketz, ein meines Erachtens anerkannter IT-Sicherheits-Experte aus Karlsruhe, empfiehlt in seinem Blog die deutschen E-Mail-Anbieter mailbox.org und Posteo, die jeweils ab 1 € pro Monat ein in Deutschland gehostetes E-Mail-Postfach mit Kontakt- und Kalenderverwaltung anbieten. Diese lassen sich dann unter /e/OS nutzen, aber natürlich auch auf dem PC, dem iPhone, … und in jedem Web-Browser.

https://www.kuketz-blog.de/empfehlungsecke/#email

Müsste ich persönlich einen Dienstleister wählen (muss ich nicht, da ich ein Web-Hosting-Paket mit E-Mail-Server und eigener Nextcloud-Instanz nutze), würde ich einen der genannten Anbieter der Murena-Cloud vorziehen, denn bei dieser gab es im Juli 2022 ein Datenleck, bei dem Nutzer Zugriff auf die Daten anderer Nutzer hatten.

Außerdem hängt die Murena-Cloud, die auf einer angepassten Nextcloud basiert, immer etwas (auch schon etwas mehr) hinterher, was die Aktualität der zugrunde liegenden Nextcloud-Version und den damit verbundenen Sicherheitspatches angeht.

https://scan.nextcloud.com/results/d27d87d8-474c-4319-8f39-f5073a473f76

Falls du neben E-Mail, Kalender und Kontakten auch Cloudspeicher benötigst, wäre vermutlich mailbox.org eine gute Wahl. Da bekommst du für 3 € pro Monat 10 GB E-Mail- und 5 GB Cloudspeicher. Die Größe der Speicher lässt sich für wenige Cent monatlich weiter erhöhen.

https://mailbox.org/de/produkte#preise

Solch ein E-Mail-/Cloud-Anbieter kombiniert mit /e/OS und entweder den bereits vorinstallierten Apps für E-Mail, Kalender und Kontakte oder anderen seriösen Open-Source-Apps - welche ist dann Geschmackssache und wohl der Ursprung dieser Diskussion - ist auf jeden Fall in guter Anfang, um seine Daten so gut wie möglich für sich zu behalten.

Bedenke aber auch, dass jede App potenziell Daten ausleiten kann, wenn sie von dir die Berechtigung zum Zugriff auf diese Daten erhält (wird bei der Installation oder später im Betrieb von dir eingeholt) und während der Nutzung nicht daran gehindert wird Daten an Dritte zu senden.
Für den ersten Teil bist du selbst zuständig (nicht alles erlauben, bloß weil die App danach fragt), bei letzterem unterstützt die Advanced Privacy-Funktion ganz gut, indem sie die Kommunikation von in den Apps eingebauten sogenannten Trackern mit der Außenwelt blockiert.
Kommerzielle und Closed-Source-Apps sind hier potenziell stärker verseucht als Open-Source-Apps. So findet und blockiert die Advanced-Privacy-Funktion von /e/OS im DB Navigator, in Komoot und in PayPal jeweils 4 Tracker und in FairEmail (erwartungsgemäß) 0 Tracker.
Natürlich könnte man bei dieser Thematik noch viel weiter in die Tiefe gehen und zusätzliche Sicherungsmechanismen diskutieren, doch würde das zum einen diese Diskussion über E-Mail-Programme sprengen und zum zweiten hört dann eben auch ganz schnell die Anwenderfreundlichkeit auf.

Das von dir angedeutete zweite Problem, das SmartHome, ist ein ganz anderes Thema, auf das ich nur ganz kurz eingehen möchte:
Natürlich gibt’s auch bei mir ein wenig SmartHome mit Komponenten von Homematic IP, Sonos, Philips Hue und andere Zigbee Komponenten. Verwaltet und gesteuert wird alles über RaspberryMatic und OpenHAB (beides Open Source) auf einer Synology DiskStation im Heimnetz. Zugriff von außen ist über die OpenHAB-App und myopenhab.org (könnte man auch selbst hosten) möglich. Die Cloud-Services der SmartHome-Anbieter (wenn die jeweilige App auf dem Handy die Steuerung der Komponenten auch außerhalb des Heimnetzwerks erlaubt) würde ich dagegen niemals nutzen und meine Philips Hue Bridge (könnte man durch eine offene Zigbee-Lösung ersetzen) hat keinen Internetzugriff.
Insgesamt ist auch das ein Thema mit dem man viele Abende und Wochenenden verbringen kann und bei dem es sehr schnell nerdig wird.

Zu guter Letzt muss man sich auch immer bewusst sein, dass man mit seinen Internetaktivitäten nicht auf einer einsamen Insel unterwegs ist, sondern seine Daten ohnehin ständig Dritten zur Verfügung stellt und an sie weiterleitet. Und viele davon landen mehr oder weniger umfangreich direkt oder auf Umwegen bei Google, Apple & Co. Selbst wenn man deren Dienste nicht nutzt.

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Danke für den Hinweis @obacht.
Als ich /e/OS vor langer Zeit zum ersten Mal installiert habe, gab es noch Probleme beim Zusammenspiel der Kontenverwaltung mit der selbst gehosteten Nextcloud. Damals war der Tipp das volle und ggü. der mit /e/OS ausgelieferten Version wesentliche aktuellere DAVx5 zu nutzen. Damit hat es dann problemlos funktioniert, weshalb habe ich das so beibehalten habe.
Wenn das mittlerweile obsolet ist, probiere ich es bei der nächsten Neuinstallation - möge sie noch lange nicht erforderlich sein - mal ohne separates DAVx5.

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@ManuelS , danke für die vielen Infos :pray: echt klasse von dir, und ich habe gerade auch schon mal mailbox.org ausprobiert, macht wirklich einen super Eindruck :+1:
Nun versuche ich gerade meine Daten aus der iCloud runterzuladen :man_facepalming: echt mühselig , als Apple macht es einen nicht leicht zu wechseln :smirk: naja alles braucht seine Zeit !!

mailbox.org nennt in der Hilfe den Umzugsservice von Audriga, der die mühselige Arbeit automatisiert durchführt. Das kostet, wenn ich das richtig sehe, 12 € für einen Account.
An deiner Stelle würde ich einen kurzen Blick in die Doku werfen, ob das für dich in Frage kommt.

https://kb.mailbox.org/de/privat/ihr-account-bei-mailbox-org/umzug-zu-mailbox-org

Den Umzug der E-Mails könntest du hier durchführen.

https://umzug.audriga.com/SMESwitchWebApp/

Falls du das nutzen möchtest, würde ich an deiner Stelle vorher das Passwort ändern, damit du dein “gewohntes” Passwort nicht an den Umzugsservice weitergeben musst, und es nach dem Umzug wieder auf das alte Passwort zurück setzen, um sicher zu stellen, dass der Umzugsservice nach getaner Arbeit nicht mehr auf deinen Apple-Account zugreifen kann.

Wenn du technisch etwas versiert bist, kannst du auch das kostenlose Open-Source-Tool imapsync verwenden.

Hier die Hilfe dazu, wie man es unter MacOS anwendet:

Wenn du die Postfach-Migration auf deinem Rechner ausführst und das Passwort nicht nach außen gibst, brauchst du es vorher und nachher natürlich auch nicht zu ändern.

Es gibt das das Tool auch als Online-Version und ist für die Migration von Postfächern bis 3 GB kostenlos, darüber kostet es 30 €.

https://imapsync.lamiral.info/X/

Der Server, über den die Migration läuft steht in Frankreich. Allerdings ist es halt ein eher privates Projekt, dem man möglicherweise keinen Zugriff auf die eigenen E-Mails geben möchte, auch wenn ich Gilles Lamiral absolut nichts unterstellen mag.

Beide Lösungen verschieben auf jeden Fall nur die E-Mails von der iCloud zu mailbox.org. Für Kalender und Kontakte brauchst du dann auch eine Lösung, die ich dir aber leider nicht spontan nennen kann. Dass das technisch möglich ist, steht aber außer Frage.

Der Umzug von e-mails von einem IMAP-Server zu einem anderen ist normalerweise überhaupt kein Problem. Viele (PC-)Mail-Clients (Claws Mail, Thunderbird, eM Client, in Outlook hab ich’s nie probiert) erlauben das einfach per Drag & Drop. So kann man beispielsweise ganze Ordner samt untergeordneter Ordnerhierarchie mit tausenden darin enthaltener e-mails einfach von einem Server auf den anderen schieben. Voraussetzung ist natürlich, dass man den alten und den neuen account nebeneinander in ein und demselben Mail-Client funktionierend konfiguriert hat.

@irrlicht ; @ManuelS , Danke für den Tipp aber ich werde die Danten selber runterladen und packe sie erstmal auf eine externe Platte und überlege mir dann was ich weitermache (ein Cloud-Service …???) . Meine Mails habe ich schon alle in meinem Mailprogramm (Evolution) und die anderen Daten wie gesagt erstmal auf eine externe Platte drauf und auch mal durchschauen was ich davon eigentlich noch alles brauche. Im laufe der Jahre fällt ja doch einiges an und sicherlich ist da auch einiges dabei was man nicht mehr braucht !!?
Was haltet ihr von der Idee, eine externe Platte evtl. an meiner Fritzbox zu hängen und ich könnte darüber auch auf die Daten zugreifen ??? Ist nur so eine Idee, habe ich aber noch nie gemacht, wie sieht es mit der Sicherheit aus ???

Kann man machen. Aber das ist eben nicht das, wozu man einen IMAP-Server (zweiter Absatz: IMAP wurde …) hat. Dieser würde, richtig eingesetzt, eben vergleichsweise problemlos den langfristigen Zugriff auf sämtliche mails und zwar durch mehrere stationäre und mobile, heutige und zukünftige Geräte erlauben, ohne dass man an ihm irgendetwas ändern müsste.

So etwas kann man mit Daten machen, deren Verlust nicht weiter relevant ist. Denn wenn die eine externe Festplatte an der Fritz!Box mit deinen wertvollen Daten aus irgendwelchen Gründen ausfällt (Defekt, Diebstahl, Feuer, Daten aus versehen gelöscht, …) sind sie ein für alle Mal weg.
Das muss man sich schon sehr genau überlegen, ob man in Kauf nehmen möchte, dass die E-Mail- oder Fotosammlung eines halben Lebens oder geschäftliche Dokumente mit Aufbewahrungspflicht unwiederbringlich verloren gehen, weil man sie auf einer einzelnen externen Festplatte liegen hatte, die ganz überraschend ihr Leben aushaucht.

Etwas besser wäre, die Daten auf mehreren Geräten zu speichern und diese von allen Geräten über die externe Festplatte an der Fritz!Box mit entsprechenden Tools (Stichwort rsync) zu synchronisieren. Wenn die externe Festplatte dann ausfällt, sind die Daten wieder herstellbar. Das wird früher oder später aber immer weniger praktikabel, weil der benötigte Speicherplatz auf den beteiligten Geräten einfach zu groß wird und es ja auch wenig Sinn hat, alle Daten immer dabei zu haben. Zumal dies das Risiko erhöht, dass die Daten in die falschen Hände geraten, wenn diese ungeplant Zugriff auf eines der Gerät erhalten.

Als Datenspeicher zu Hause wäre ein sogenanntes NAS-System (Network Attached Storage, z. B. Synsology Diskstation, QNAP NAS, …), also quasi ein kleiner (Datei-)Server, im Heimnetzwerk mit mehreren Festplatten, die als RAID-Verbund (Redundant Array of Independent Disks) mit RAID-Level > 0 betrieben werden, am sinnvollsten. Dabei werden die gespeicherten Daten auf den Festplatten verteilt und redundant gespeichert. Fällt eine Festplatte aus, werden die Daten nach Ersatz der defekten Festplatte innerhalb des NAS-Systems automatisch wiederhergestellt. Ergänzt werden sollte das durch regelmäßige Datenbackups an einen externen Standort, um auch das Risiko des Datenverlusts durch Zerstörung oder Verlust des kompletten NAS-Systems auszuschalten.

Doch dieses Projekt wäre ja schon wieder eine ganz neue Baustelle…

Speichere also deine E-Mails in einem E-Mail-Postfach bei einem E-Mail-Provider (z. B. mailbox.org) statt auf einer lokalen Festplatte an der Fritz!Box, damit du jederzeit von allen Geräten darauf zugreifen kannst. Dann musst du dich auch nicht selbst um eine Strategie gegen Datenverlust durch Festplattendefekte etc. kümmern.

Wenn du deine E-Mails vor dem Umzug von der iCloud zu einem anderen E-Mail-Provider als lokales Backup speichern möchtest, ist das eine sehr gute Idee. Mache das, dann kannst du die E-Mails wieder herstellen, falls beim Umzug etwas schief geht.
Und wenn du zwischen Backup und Umzug auch noch dein E-Mail-Postfach ausmisten möchtest, ist das auch super. Dann ist der anschließende Umzug schneller fertig und du müllst dir das neue Postfach nicht mit Altlasten zu.

@ManuelS , ja das mit dem Postfach ist das kleinere Problem, das größere Problem ist meine Dateien und Fotos die ich in der Cloud habe und die hole ich gerade dort runter und merke was das für ein Mist ist, wie lang das dauert und teilweise sehr umständlich ist die Daten von Apple wieder zurückzuholen ! Das Apple System funktioniert gut so lange man auch dort drin bleibt aber wehe man will da wieder weg, dann merkt man dass die einen das Leben schon schwer machen können !!! Meine Daten speichere ich jetzt erstmal lokal auf eine (bzw. zwei ) Platten und dann sehe ich mal weiter. Meine Mail mache ich so wie du vorgeschlagen hast, das ist besser. Aber bis ich mein neues System fertig eingerichtet habe, das dauert noch :smirk:
Aber ich denke das ist die richtige Entscheidung jetzt zu wechseln ! :pray: :innocent:

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